Andreas Lagemann, Senior Researcher am HWWI, kommentiert: „Der Difi spiegelt die momentan vorherrschenden Verunsicherungen wider – angefangen von geopolitischen Spannungen und drohenden Handelskonflikten bis hin zu einer schwächelnden Konjunktur. Da die Befragung vor der Bundestagswahl stattfand, könnte eine zügige Koalitionsbildung dazu beitragen, dass die Finanzmarktakteure insgesamt zuversichtlicher werden.“
Nach wie vor wird die Nutzungsart Wohnen am besten bewertet. Der Mittelwert aus Lage- und Erwartungseinschätzung beträgt hier 33,3 Punkte. Dahinter folgen Hotel (12,8 Punkte) und Logistik (2,3 Punkte) mit ebenfalls positiven Punkteständen. Für Büroimmobilien ging es nach einem Zwischenhoch im Vorquartal wieder abwärts. Hier liegt der Mittelwert mit minus 8,7 Punkten ebenso im negativen Bereich wie bei Einzelhandelsimmobilien (minus 13,9 Punkte).
Nutzungsarten Wohnen und Hotel schneiden am besten ab
Bei der Finanzierungssituation werden alle Nutzungsarten deutlich schlechter bewertet als ein Quartal zuvor. Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate fällt dagegen zumindest bei Wohnen und Hotel etwas besser aus. Immerhin weisen vier von fünf Nutzungsarten im Erwartungsindikator höhere Punktzahlen aus als im Situationsindikator, was für eine Verbesserung der gegenwärtigen Bedingungen in den kommenden Monaten spricht. Einzige Ausnahme ist hier der Einzelhandel.
„Während Immobilieninvestoren das Jahr 2025 mit frischem Optimismus begannen, bewerten Geldgeber die Lage etwas kritischer. Diese Skepsis könnte durch die jüngste Warnung der Finanzaufsicht Bafin befeuert worden sein, die zuletzt auf ein wachsendes Risiko bei Gewerbeimmobilienkrediten hingewiesen hat. Mit steigender Nachfrage von Nutzern und Investoren könnten die kommenden Difi-Umfragen bald wieder ein positiveres Bild zeichnen“, meint Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany.
Im Rahmen der Difi-Befragung gaben die Teilnehmer auch eine Einschätzung ab, wie stark Immobilienfinanzierungen derzeit und in naher Zukunft nachgefragt werden und wie einfach oder schwierig es ist, Finanzierungen zu vereinbaren. Betrachtet wurden in Ergänzung zu den oben genannten fünf Nutzungsarten zudem Senioren- und Pflegeheime, Bildungsimmobilien, Rechenzentren und Laborgebäude. Einzelhandelsimmobilien wurden aufgeteilt in Geschäftshäuser, Fachmarktzentren und Shoppingcenter.
Kreditnachfrage nach Rechenzentren und Wohnimmobilien am stärksten
Bei der Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen haben Rechenzentren und Wohnimmobilien die Nase vorn, sowohl was die aktuelle Situation betrifft als auch die Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Die schwächste Kreditnachfrage wird zurzeit bei Shoppingcentern und Geschäftshäusern registriert. Insgesamt dürfte die Nachfrage nach Finanzierungen im Laufe des Jahres aber zunehmen. Bei zehn von elf betrachteten Nutzungsarten überwiegt diese Einschätzung. Nur bei Shoppingcentern wird eine gleichbleibende Entwicklung prognostiziert.
Insgesamt ist das aktuelle Finanzierungsumfeld herausfordernd. Im Durchschnitt betrachten nur etwa zehn Prozent der Befragten die Vereinbarung einer Immobilienfinanzierung als einfach, während gut jeder Zweite sie als schwierig einstuft. „Je nach Immobilienart sehen wir aber deutliche Unterschiede. So werden Wohn- und Logistikimmobilien als relativ einfach zu finanzieren angesehen, während sich die Situation bei Geschäftshäusern, Büros und Shoppingcentern im Vergleich schwierig gestaltet. Niemand betrachtet diese Assetklassen als derzeit ‚einfach‘ zu finanzieren“, unterstreicht Scheunemann.
Neugeschäft der Immobilienfinanzierer ist 2024 gesunken
Zur quantitativen Analyse der gewerblichen Immobilienfinanzierung in Deutschland analysiert JLL halbjährlich das Neugeschäft der Banken sowie die Entwicklung ihrer Kreditbestände. Betrachtet werden die Aktivitäten von zwölf deutschen Banken. Dabei werden ausschließlich neu ausgegebene Finanzierungen für deutsche Immobilien berücksichtigt. Erfasst werden sowohl gewerblich als auch wohnwirtschaftlich genutzte Objekte, die zur Kapitalanlage dienen.
Insgesamt vergaben diese Institute 2024 neue Kredite im Umfang von 29 Milliarden Euro, sieben Prozent weniger als im Vorjahr (31,1 Milliarden Euro). Die Bank mit dem größten Neugeschäft war 2024 die LBBW/Berlin Hyp mit einem Zusagevolumen von 8,1 Milliarden Euro. Dahinter folgen DZ Hyp (6,5 Milliarden Euro), BayernLB (4,2 Milliarden Euro), Deutsche Pfandbriefbank (2,2 Milliarden Euro) und Helaba (2,1 Milliarden Euro). Den stärksten Rückgang verzeichnet die Berliner Sparkasse, bei der das Neugeschäft um fast die Hälfte auf 1,1 Milliarden Euro sank.
Über JLL
Seit mehr als 200 Jahren unterstützt JLL (NYSE: JLL), ein weltweit führendes Gewerbeimmobilien- und Investmentmanagementunternehmen, seine Kunden beim Kauf, Bau, der Nutzung, Verwaltung und Investition in eine Vielzahl von Gewerbe-, Industrie-, Hotel-, Wohn- und Einzelhandelsimmobilien. Als Fortune-500®-Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 23,4 Milliarden US-Dollar und Niederlassungen in mehr als 80 Ländern weltweit bieten unsere rund 112.000 Mitarbeiter die Leistungsfähigkeit einer globalen Plattform in Kombination mit lokaler Expertise. Angetrieben von unserem Ziel, die Zukunft von Immobilien für eine bessere Welt zu gestalten, helfen wir unseren Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft – getreu unserem Leitspruch „SEE A BRIGHTER WAY“. JLL ist der Markenname und ein eingetragenes Markenzeichen von Jones Lang LaSalle Incorporated. Weitere Informationen finden Sie unter jll.com.